Wenig Licht und viel Schatten: Kaum ein Preisvergleichsportal hält, was es verspricht

Bei einem Test lagen die 16 größten Einkaufsratgeber bei sieben von zehn Produkten falsch

Berlin, 22. Februar 2017. Sie nennen sich Billiger.de, Ciao, Google Shopping, Idealo oder Kelkoo und versprechen Konsumenten Orientierung beim Online-Shopping: 50,46 Millionen Mal riefen Verbraucher die 16 größten deutschen Preisvergleichsportale alleine im Januar auf, um den besten Preis für ein Produkt zu finden. Den Suchergebnissen bringen sie dabei großes Vertrauen entgegen: 61 Prozent der Verbraucher schätzen sie – der Verbraucherzentrale zufolge* – als glaubwürdig ein. Doch halten Google Shopping, Idealo und Co. wirklich was sie versprechen? Das Verbraucherforum mydealz hat den Portalen auf den Zahn gefühlt und eklatante Schwächen festgestellt: Nur ein Portal überzeugte beim Test auf ganzer Linie. Ein weiteres schnitt mit „gut“ ab. Vier andere erwiesen sich aber als praktisch unbrauchbar.  

 

In vier Disziplinen haben die Tester von mydealz die 16 größten deutschen Preisvergleichsportale unter die Lupe genommen: Getestet wurden die Breite der Datenbank, ihre Tiefe und die Qualität genauso wie die Verständlichkeit der einzelnen Suchergebnisse. Ziel des Tests war es, das typische Verhalten von Konsumenten nachzuempfinden und so den konkreten Nutzwert zu ermitteln, den die einzelnen Preisvergleichsportale ihren Nutzern bieten.

 

Von 100 gesuchten Produkten führen Preisvergleichsportale im Schnitt nur 68 in ihrer Datenbank

Gleich beim ersten Punkt – der Breite der Datenbank – stießen die Tester auf deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Preisvergleichsportalen. Sie suchten am 20. und 21. Februar gezielt nach 100 Produkten aus zehn Kategorien, die bei Amazon gerade auf der Bestseller-Liste stehen. Und obwohl viele Konsumenten sich zurzeit für diese Produkte interessieren, fehlten im Schnitt 32 von ihnen in den Datenbanken der Preisvergleichsportale.

Die größten Lücken fanden die Tester bei den Portalen Geizkragen.de (42 Produkte) und Kelkoo.de (44 von 100 Produkten erfasst). In ihrer Datenbank fanden sich weniger als die Hälfte der 100 gesuchten Produkte. Etwas breiter waren die Portale Alamango.com und Preis.de (beide: 51 Produkte) sowie Pricerunner.de (57 Produkte) und Ciao.de (59 Produkte) aufgestellt.

 

Über die zurzeit breitesten Datenbanken verfügen Idealo und Geizhals.de: Mit diesen beiden Portalen konnten die Tester von mydealz.de die Preise für 90 beziehungsweise 89 der 100 gesuchten Produkte ermitteln. Ähnlich gut schnitten einzig Guenstiger.de und Google Shopping ab: In der Datenbank von Guenstiger.de waren immerhin noch 85 der 100 für die Analyse herangezogenen Produkte erfasst während Google Shopping Preise für 82 Produkte ausspuckte.

Preisvergleichsportale liegen durchschnittlich in 68,3 Prozent aller Fälle falsch

Konsumenten nutzen Preisvergleichsportale aus einem einfachen Grund: Sie möchten den günstigsten Preis für das von ihnen gesuchte Produkt finden. Und Werbeversprechen wie „Mit Freu(n)den sparen“ (Geizkragen.de), „Guter Rat, gut gespart“ (Preis.de), „Deutschland spart sich reich“ (Preisvergleich.de) und „Gut informiert einkaufen“ (Yopi.de) legen nahe, dass die Portale ihre Versprechen auch wirklich einhalten. Umso fataler ist es dann, wenn ein Portal zwar Angebote für ein Produkt anzeigt, diese aber teurer sind als bei nicht erfassten Händlern.

 

Beim Test war dies durchschnittlich bei 68,3 Prozent der gelisteten Produkte der Fall. Und überhaupt schafften es nur zwei Portale die Preise für mehr als die Hälfte der von ihnen gelisteten Produkte korrekt zu ermitteln: Idealo und Alamango. Die wenigsten „Ausrutscher“ erlaubte sich dabei der Marktführer Idealo.de (29,5 Millionen Visits im Januar): Für 76,7 Prozent der dort gelisteten Produkte ermittelte Idealo.de den Bestpreis. Auf Rang zwei folgte Alamango.com mit einer Bestpreisquote von immerhin noch 54,9 Prozent.

Die Portale Geizhals.de und Preis.de kratzten wenigstens noch an der 50-Prozent-Marke und ermittelten für 47,2 beziehungsweise 43,1 Prozent der Produkte den Bestpreis. Deutlich öfter lagen hingegen zwölf der 16 getesteten Preissuchmaschinen daneben: Mit Preisvergleich.de (38,2 Prozent), Geizkragen.de (38,1 Prozent), Guenstiger.de (36,5 Prozent), Google Shopping (35,4 Prozent) und Billiger.de (32,1 Prozent) schafften es fünf, teils durchaus namhafte Portale nicht über eine Bestpreisquote von 40 Prozent hinaus. Und Dooyoo.de (19,4 Prozent), Ciao.de (15,3 Prozent), Yopi.de (11,5 Prozent), Kelkoo.de (11,4 Prozent), Schnaeppchenjagd.de (9,1 Prozent) und Pricerunner.de (8,8 Prozent) lagen sogar in vier von fünf Fällen daneben.

Nur elf der 16 Preisvergleichsportale verzichten auf Marketingtricks

Wer mit Ciao, Dooyoo, Kelkoo, Preisvergleich.de und Schnaeppchenjagd.de die Preise für ein Produkt vergleicht, sollte einen kritischen Blick auf die Suchergebnisse werfen: Ganz oben stehen hier auf den Ergebnisseiten nicht etwa die günstigsten Angebote, sondern die Suchtreffer, die die Betreiber – aus nicht nachvollziehbaren Gründen – für besonders „relevant“ halten. Wer den besten Preis finden möchte, muss die Angebote erst mithilfe eines speziellen Filters sortieren. Bei Schnaeppchenjagd.de fehlt diese Möglichkeit hingegen völlig: Auch hier werden die einzelnen Angebote scheinbar wahllos hintereinander angezeigt. Ihren Zweck, den besten Preis zu finden, erfüllen diese Portale so nur bedingt.

 

Eine positive Ausnahme bilden Portale wie Alamango, Billiger.de, Geizkragen.de, Google Shopping, Guenstiger.de, Idealo, Preis.de, Pricerunner.de, Schottenland.de und Yopi.de: Sie zeigen Nutzern gleich auf den ersten Blick an, bei welchem Online-Shop sie ein Produkt gerade am günstigsten kaufen können. Alamango und Idealo bieten zusätzliche Vorteile: Als einziges Preisvergleichsportal listet Alamango zusätzlich Gutscheine in seiner Datenbank und berücksichtigt ihren Rabatt bei der Ermittlung der Angebote. Idealo profitiert hingegen von seinen langjährigen Beziehungen zu Händlern und kann seinen Nutzern so exklusive Angebote mit Direktkauf-Option anbieten.

Idealo.de und Geizhals.de führen die Rangliste an, Pricerunner.de und Kelkoo.de enttäuschen

Lücken in der Datenbank, Marketingtricks, eine geringe Datenbasis und als Konsequenz viele nur auf den ersten Blick wirklich zuverlässige Ergebnisse – im mydealz-Test überzeugte kein einziges Preisvergleichsportal auf ganzer Linie. Einige präsentierten sich jedoch deutlich besser als die Konkurrenz: Idealo erreichte 2.050 von 2.500 Punkten und schnitt damit gerade noch so mit „sehr gut“ ab. Hier überzeugten die hohe Zahl der in der Datenbank erfassten Produkte und die vergleichsweise hohe Bestpreisquote.

 

Den zweiten Platz in der Gesamtwertung sicherte sich das Portal Geizhals.de. Ihre 1.598 Punkte verdankten die Geizhals.de-Macher allerdings eher der vergleichsweise großen Breite und Tiefe ihrer Datenbank. Abzüge gab es wegen der schlechten Bestpreisquote: Nur für 47,2 Prozent der 89 erfassten Produkte ließ sich beim Test der tatsächliche Bestpreis ermitteln.

 

Die hohe Zahl an Produkten, für welche die 14 übrigen Preisvergleichsportale den falschen Bestpreis ermittelten, führte zu vielen weiteren mäßigen Bewertungen. Die sechs Preisvergleichsportale Guenstiger.de (Rang 3, 1.397 Punkte), Google Shopping (Rang 4, 1.351 Punkte), Preisvergleich.de (Rang 6, 1.332 Punkte), Billiger.de (Rang 7, 1.292 Punkte), Schottenland.de (Rang 8, 1.158 Punkte) und Yopi.de (Rang 12, 953 Punkte) listeten zwar alle mehr als 70 der 100 gesuchten Produkte in ihrer Datenbank. Den günstigsten Preis konnten Verbraucher mit ihnen jedoch nur in durchschnittlich 30,5 Prozent der Fälle finden.

 

Erschreckend schwach schnitten Ciao.de (Rang 13, 819 Punkte) und Schnaeppchenjagd.de (Rang 14, 796 Punkte) ab während Pricerunner mit 702 Punkten auf dem vorletzten und Kelkoo.de mit 610 von möglichen 2.500 Punkten in der Gesamtwertung auf dem letzten Platz lag. Vor allem wegen ihrer niedrigen Bestpreisquoten handelten sich alle vier Portale die Note „mangelhaft“ ein. Dass Verbraucher mit diesen Portalen wirklich den besten Preis finden, ist sehr unwahrscheinlich.

 

*Link zur Studie der Verbraucherzentrale: http://www.verbraucherzentrale.de/mediabig/239497A.pdf

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