Neun Bordshops im Test: Über den Wolken warten nur wenige Schnäppchen

Berlin, 21. September 2016.  Bordshops gehören zum Fliegen wie der Tomatensaft und das Warten am Gepäckband: Auf Mittel- und Langstreckenflügen bieten viele Airlines ihren Gästen die Möglichkeit, Elektronik, Parfüm, Schmuck und Zigaretten zu kaufen – und bewerben diesen Service mit aufwendig gestalteten Katalogen. Doch wie attraktiv sind die Angebote wirklich? Das Verbraucherforum mydealz hat erstmals die Bordshops der neun Airlines mit den meisten Flugbewegungen in Deutschland unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist für Air Berlin, Condor, Easyjet, Lufthansa und Co. wenig schmeichelhaft: Im Schnitt zahlen Passagiere 17,15 Prozent mehr, wenn sie Produkte über den Wolken statt im klassischen Handel kaufen.

 

Jeder kennt diese Langeweile auf Mittel- und Langstreckenflüge, 10.000 Meter hoch in der Luft und noch Stunden vom Urlaubsort entfernt. Während der Reisepartner schläft, zeigen sich beim Blick aus dem Fenster nur Wolken und hin und wieder für einen Moment das graublaue Meer. Nicht wenige Reisende greifen in diesem Moment zum Bordshop-Katalog – und stoßen hier auf verlockend klingende Werbeversprechen: „Bis zu 60 Prozent sparen“, verspricht beispielsweise Condor während Eurowings blumig eine „exklusive Auswahl an attraktiven Düften, Accessoires, Uhren, Schmuck und Elektronikartikeln zu günstigen Preisen“ anpreist und Easyjet Preisvorteile von „bis zu 50 Prozent“ in Aussicht stellt.

 

Von Spontankäufen sollten Verbraucher jedoch absehen, denn nur wenige Produkte können sie im Flieger wirklich günstiger kaufen als im klassischen Handel oder Online-Shop: Von den 662 Produkten, deren Preise das Verbraucherforum mydealz Mitte September im Rahmen einer Stichprobe verglichen hat, war nur jedes Vierte (176 Produkte, 26,59 Prozent) an Bord günstiger als im klassischen oder Online-Handel. Bei 486 Produkten (73,41 Prozent) hätten die Tester hingegen draufgezahlt – im Schnitt 17,15 Prozent. Je nach Airline und Warengruppe zeigten sich beim Test jedoch große Unterschiede.

 

Condor und Eurowings sind vergleichsweise günstig, Ryanair und KLM besonders teuer

Der direkte Preisvergleich der neun Airlines mit den – laut Statista – meisten Flugbewegungen in Deutschland zeigt wenig Licht und viel Schatten: Bei allen neun Fluggesellschaften müssen Passagiere zwischen 11,75 und 28,40 Prozent mehr ausgeben, wenn sie an Bord statt am Boden einkaufen. Noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis wiesen dabei die Bordshops von Condor und Eurowings/Germanwings auf: Bei Condor lag der Aufpreis bei 11,75, bei Eurowings/Germanwings bei 11,76 Prozent. Ähnlich „günstig“ waren die Bordshops von British Airways und Air Berlin mit 12,73 beziehungsweise 13,11 Prozent. Am oberen Ende der Preisskala befanden sich die Bordshops der Billig-Airline Ryanair und der niederländischen Fluggesellschaft KLM: Wer an Bord eines Ryanair-Fliegers shoppt, zahlt im Schnitt 28,11 Prozent mehr als im klassischen Handel. Der Aufpreis bei KLM beträgt sogar stolze 28,40 Prozent.

 

Wer die Preise vergleicht und überlegt einkauft, findet in allen neun getesteten Bordshops jedoch auch das ein oder andere Schnäppchen: Die größten Chancen, Geld beim Kauf über den Wolken zu sparen, haben Verbraucher – der mydealz-Studie zufolge – an Bord von Lufthansa-Maschinen: 33,75 Prozent der 80 für die Stichprobe herangezogenen Produkte waren hier am günstigsten. Ähnlich viele Schnäppchen fanden die Tester in den Katalogen von TUI Fly (32,5 Prozent), Air Berlin und Condor (beide: 31,25 Prozent) sowie Eurowings/Germanwings (30,65 Prozent). British Airways (22,22 Prozent) und KLM (22 Prozent) verkauften hingegen weniger als jedes vierte, Ryanair jedes siebte (15 Prozent) und Easyjet sogar nur jedes achte Produkt (12 Prozent) zum günstigsten Preis.

 

Zigaretten und Stifte sind an Bord im Schnitt 45,03 bzw. 7,95 Prozent günstiger

Raucher sind über den Wolken fein raus: Auf internationalen Flügen entfällt die in Deutschland vergleichsweise hohe Tabaksteuer. Während der Staat beim Kauf einer 6 Euro teuren Schachtel Zigaretten normaler Weise 3,2654 Euro (54,42 Prozent) an Steuern einnimmt, geht er beim Kauf von Zigaretten auf Flügen der Mittel- und Langstrecke leer aus. Den Preisvorteil geben die neun getesteten Airlines wenigstens teilweise an ihre Passagiere weiter: Wer im Bordshop eine Stange Zigaretten kauft, spart so im Schnitt 43,31 Prozent beziehungsweise 39,62 Euro.

 

Am günstigsten sind Tabakwaren an Bord von Eurowings/Germanwings-, am teuersten an Bord von British Airways-Flügen: Eurowings-Passagiere dürfen sich beim Kauf von Zigaretten über eine Ersparnis von durchschnittlich 57,64 Prozent freuen. Gäste von British Airways sparen im Mittel hingegen nur 33,52 Prozent. Wer im Bordshop von Eurowings eine Stange Marlboro Gold kauft, zahlt so nur 37 Euro. Bei British Airways werden hingegen 40 Pfund, also umgerechnet 47,03 Euro, fällig.

 

Ähnlich große Preisvorteile können Flugreisende beim Kauf von Kugelschreibern und Füllfederhaltern erzielen. Zwar führte mit Air Berlin, British Airways, Condor, KLM und Lufthansa nur jede zweite der neun getesteten Fluggesellschaften Schreibwaren in ihrem Bordshop-Sortiment. Mit Ausnahme von Condor (8,23 Prozent Aufpreis) konnten die Tester von mydealz Kugelschreiber und Füller bei vier Airlines jedoch günstiger als im klassischen (Online-)Handel kaufen. Im Mittel lag der Preisvorteil bei 7,95 Prozent, bei KLM sogar bei 21,15 Prozent, bei Lufthansa bei immerhin 14,3 Prozent. Den „Hugo Boss Pure black Ballpoint Pen“ konnten die Tester so im Bordshop von KLM für 75 statt 99,98 Euro (24,98 Prozent Preisersparnis) kaufen, den Edel-Füller „Montblanc Meisterstück Classique Ballpoint Pen“ im Lufthansa Bordshop sogar mit einer Preisersparnis von 63,91 Prozent für 305 statt 845 Euro.

 

Kosmetikprodukte kosten im Bordshop 27 Parfüm mehr als 35 Prozent mehr

Wer beim Packen des Koffers Parfüm, Lippenstift oder Mascara vergessen hat, sollte das fehlende Beauty-Produkt erst nach der Landung kaufen. An Bord zahlen Reisende sonst deutlich mehr als im klassischen Handel – 39,62 Prozent mehr für Herren-, 35,77 Prozent mehr für Damenparfüm und 27,10 Prozent mehr für Kosmetikprodukte. Preislich waren Parfüms und Kosmetik damit deutlich teurer als im klassischen oder Online-Handel. Und das bei allen neun getesteten Bordshops – mit Ausnahme der britischen Fluggesellschaft British Airways: In ihrem Bordshop konnten die Tester zumindest Kosmetikprodukte wie Schminke und Lotion mit einer Preisersparnis von 2,69 Prozent kaufen.

 

In den anderen Bordshops bewegten sich die Preise für Kosmetikprodukte hingegen zwischen 10,49 Prozent (TUI Fly) und 45,40 Prozent (KLM) über dem günstigsten Vergleichspreis. Für 20 ml des Bioeffect EGF Serums hätten KLM-Passagiere so 149 statt 116,63 Euro berappen müssen, also 27,75 Prozent mehr. Und mit 29,50 Euro lag der Preis für 50 ml des Gels „Lancome Flash Bronzer Gel Visage“ im Bordshop von TUI Fly um 35,94 Prozent beziehungsweise 7,80 Euro über dem günstigsten Vergleichspreis von 21,70 Euro.

 

Auf ähnlich große Preisunterschiede stießen die Tester von mydealz auch bei Parfüms für Damen und Herren. Damenparfüm war bei British Airways (+12,63 Prozent, 5,48 Euro) vergleichsweise günstig und bei KLM am teuersten (+61,94 Prozent, 22,75 Euro). Bei der niederländischen Airline hätten Bordshop-Kunden so in der Spitze 72 statt 35,49 Euro für 100 ml „Calvin Klein Euphoria Eau de Parfüm“ bezahlen müssen.

 

Auch bei Herrenparfüms war KLM die teuerste Airline: In ihrem Bordshop kosteten Duftwässer für Männer im Schnitt 61,94 Prozent beziehungsweise 22,75 Euro mehr. Der Preis für 100 ml des „Calvin Klein Eternity Men Eau de Toilettes“ lag mit 55,50 Euro sogar um 32,60 Euro (142,36 Prozent) über dem günstigsten Vergleichspreis im Online-Handel: Vergleichsweise günstig verkaufte Lufthansa Herrenparfüm in ihrem Bordshop: Im Schnitt kostete Parfüm für Herren hier „nur“ 22,44 Prozent mehr als im klassischen und Online-Handel.

 

Brillen, Gadgets, Schmuck, Sonnenbrillen, Spirituosen und Uhren liegen preislich im Mittelfeld

Durchschnittlich 77 Seiten umfassen die Kataloge der neun von mydealz getesteten Bordshops. Und auf ihnen finden sich im Mittel Produkte aus nicht weniger als neun verschiedenen Kategorien – von Elektronikprodukten über Parfüm und Stifte bis hin zu Schmuck, Uhren und Spielzeug. So vielfältig das Sortiment, so verschieden sind dabei auch die Preise und mit ihnen die Mehrkosten, die Bordshop-Kunden in Kauf nehmen müssen.

 

Im Vergleich zu Kosmetik und Parfüms fällt der Preisaufschlag bei Accessoires, Elektronikprodukten, Schmuck, Sonnenbrillen, Spielzeug, Spirituosen und Uhren noch moderat aus. Wer an Bord einer der neun Airlines Spielzeug kauft, zahlt im Schnitt beispielsweise nur 8,5 Prozent mehr. 14,73 Prozent beziehungsweise 17,39 Prozent beträgt der Preisaufschlag im Mittel bei Accessoires und Spirituosen. Noch tiefer müssen Käufer von Uhren (18,89 Prozent Preisaufschlag) und Sonnenbrillen (19,91 Prozent) in die Taschen greifen. Die Preise für Elektronikprodukte (22,40 Prozent) und Schmuck (24,89 Prozent) liegen bei den neun Bordshops im Mittel sogar um ein gutes Fünftel über dem günstigsten Vergleichspreis.

 

Geld können Konsumenten jedoch auch beim Kauf mancher Produkte aus diesen Bereichen sparen: Den Kopfhörer „Harman Kardon Soho II NC“ verkaufte Air Berlin beispielsweise für 99 Euro und damit 31,61 Prozent unter dem günstigsten Vergleichspreis von 144,75 Euro. 0,7 Liter „Grey Goose L’Original Vodka“ kosten im Bordshop von British Airways umgerechnet nur 29,40 statt 45,94 Euro. Easyjet verkaufte die Damenuhr „Citizen Eco-Drive Ladies Premium Swarovski Crsytal Watch“ für 134,50 statt 216,79 Euro (37,96 Prozent Preisersparnis). Und Passagiere der Lufthansa konnten beim Kauf der Bang & Olufsen Earphones A8 für 120 Euro runde 40 Euro beziehungsweise 40 Prozent sparen.

 

Verbraucher sollten sich schon vor dem Abflug über Angebote und Preise informieren

Um an Bord eines Fliegers nicht in die Preisfalle zu tappen, sollten Verbraucher von Spontankäufen über den Wolken absehen und die Preise für Produkte ihrer Wahl schon vor dem Abflug vergleichen. Möglich ist dies, weil immer mehr Fluggesellschaften den jeweils aktuellen Katalog für den Bordshop online stellen. Von Air Berlin und British Airways über Condor, Easyjet und Eurowings bis hin zu Lufthansa, Ryanair und TUI Fly lässt sich so das Angebot aller neun getesteten Airlines im Internet durchforsten.

 

Die Kataloge erhalten zudem wichtige Informationen, welche Produkte ohnehin „mitfliegen“ und welche der Fluggast extra vorbestellen muss, um sie bequem zu seinem Sitzplatz geliefert zu bekommen. Bei Air Berlin (nur für Mitglieder des kostenfreien Bonusprogramms „Top Bonus“), Condor und Lufthansa können Verbraucher zudem frei wählen, ob sie Produkte an Bord eines Fluges erhalten oder bequem nach Hause geliefert bekommen möchten. Diese Möglichkeit sieht prinzipiell auch KLM vor, beliefert zurzeit aber keine Adressen in Deutschland.

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